Der langsame Untergang vom Opel Kapitän

Wer sich 1955 einen Opel Kapitän kaufen konnte hatte es so was von geschafft – entweder durch harte ehrliche Arbeit oder umfangreiche Schwarzmarktgeschäfte zuvor.

Der Opel Kapitän war ab dem Modelljahr 1954 mit einer modernen Ponton-Karosserie versehen worden, die mit der Vorkriegsgestaltung des Vormodells nichts gemein hatte. Stilistisch wie prestigeseitig war Mercedes der einzige Konkurrent weit und breit – heutzutage unvorstellbar. Der Käpt’n mit seiner amerikansich inspirierten Linienführung, vier vorne angeschlagenen Türen und einer einteiligen Windschutzscheiben wirkte aber auch modern. Der 2,5 Liter große Reihensechser mit 68 bis 75 PS schob den großen Rüsselsheimer in 23 Sekunden auf 100 – die Masse der Kleinstwagen-Besitzer waren froh, über 60 Sachen zu schaffen. Auch war das Wirtschaftswunder langsam zu spüren – bis Herbst 1955 konnten sich 61.543 wohlhabende Kunden diesen Opel Kapitän kaufen.

Opel Kapitän kaufen? Aber gerne!

Dem Opel Kapitän wurde dann ein kleines Facelift in Form einer dezenteren Frontmaske mit weniger aggressiverem Grill und kleinen Flossen auf den Heckkotflügeln verpasst. Das Fahrwerk mit doppelten Querlenkern vorn, der Starrachse an Blattfedern hinten und 23 cm-Bremstrommeln rundum blieb unangetastet, ebenso die manuelle Lenkradschaltung mit drei Gängen. Der Motor bekam eine Leistungsspritze auf seinerzeit außerordentliche 75 PS, die Karosserie wurde um 25 Millimeter aufs Gardemaß von 4.735 verlängert, die vordere Spurweite wuchs um 31 auf 1372 Millimeter. Der unglaublich hippe Look, und der laufruhige Motor, der die 100er Marke nun in 20 Sekunden knackte, sorgten dafür dass sich bis Ende 1957 satte 92.555 ein Linksspur-Vorrecht mit dem modellgepflegten Opel Kapitän kaufen wollten.

Opel Kapitän zusehens erfolglos

Die größeren Opel Kapitän P 2,5 und P 2,6 kamen hiernach und stellten bis zu ihrer Einstellung im Jahr 1963 den Tabellenführer der Oberklasse-Modelle mit Sechszylinder. Danach lief mit der KAD-Reihe, zu der auch der über dem Kapitän positionierte Opel Admiral und der nochmals bessere Opel Diplomat gehörten, alles schief: Das amerikanisch inspirierte Design war weit weniger gefragt, der Mercedes-Look indes schon. Da half es auch nichts, dass der Schiffsführer gegen Aufpreis ab 1965 sogar mit einem Chevrolet V8 zu bekommen war. Auch der Opel KAD B-Serie, die 1969 lanciert wurde ging es nicht besser, ganz im Gegenteil: Der Kapitän B, der mittlerweile nur noch ein großes Auto ohne die entsprechende Komfortaustattung war, wurde mangels Erfolg bereits 1970 eingestellt.

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