Cadillac Seville – der Oberklasse-Kompaktwagen

Als Cadillac 1975 den Seville auf den Markt brachte, war dies eine kleine Sensation: Der Cadillac Seville war erheblich kleiner und sparsamer als die Dickschiffe Fleetwood, Eldorado und DeVille.

Der Cadillac Seville war Ergebnis langer Analysen zu Beginn der 70er Jahre, die Mercedes- und BMW-Besitzer fragten, wie sie zu einem kleineren Cadillac-Auto stünden. Die meisten waren einem solchen Import Beater positive geneigt, sodass die Entwicklungsabteilung grünes Licht bekam. Die Big Three mussten feststellen, dass nicht nur billige Kleinwagen aus dem Ausland einströmten, sondern auch vermehrt Luxusfahrzeuge, die preislich – und technisch – weit über den amerikanischen Oberklasse-Modellen lagen. Genau dieses Feld sollte der Cadillac Seville beackern. Im Zuge von Ölkrise und staatlich verordnetem Leistungsschwund kam hinzu, dass die Imports auch erheblich bessere Performance an den Tag legten.

Chevy unterm Caddy

Als Cadillac 1975 den Seville vorstellte, wurde der Wagen vom Automarkt äußerst gut angenommen: er war kaum großer als der Chevy Nova, auf dem er technisch basierte, und wichtiger noch, ein echter Stilvorreiter. Die kantige Gestaltung und vier Rechteckscheinwerfer wurden in den nächsten fünf Jahren von allen Herstellern übernommen. Ursprünglich hätte der Cadillac Seville auf dem technisch ausgereifteren Opel Diplomat B mit De Dion-Hinterachse aufbauen sollen, doch das wurde als zu teuer angesehen. Teuer musste der Seville auch sein, da die Caddy-Limousine als klares Pendant zu den hochpreisigen deutschen Importaustos gesehen werden sollte: Der Einstiegspreis betrug 12.479 US$.

Cadillac Seville nutzt Oldsmobile-Motoren

Im Cadillac Seville sorgten umfangreiche Komfortoptionen wie Automatik, diverse elektrische Helferlein, Holz und Leder für Fahrspaß. Wer sich nicht angurtete, wurde per sanftem Geläut daran erinnert. An die vorhergegangenen Ölkrise erinnerte der „kleine“ Oldsmobile 350 cui V8 mit 180 PS, der ab 1978 optional erhältliche Olds Diesel mit gleichem Hubraum sorgte wegen chronischer Unzuverlässigkeit fast nie für Freude. Cadillacs kleinster damaliger Motor war ein 500 cui V8, weshalb Konzernschwester Oldsmobile einspringen musste. Als Cadillac 1979 im Herbst die zweite Generation mit Frontantrieb und Retro-Fließheck präsentierte, waren die Oberklasse-Kunden wieder aus dem Häuschen, und Lincoln wie Chrysler kopierten abermals das Design.

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