Iso Rivolta IR 300 – Italo-Amerikaner aus gutem Hause

Italien, die 60er Jahre: Ferrari und Maserati sind des Lebemannes erste Wahl, nerven aber mit kapriziösen Motoren. Renzo Rivolta wusste es genau und bediente sich wie Facel Vega es mit dem HK 500 vormachte, einfach anderswo. Jenseits des Atlantiks.

Dem Iso Rivolta IR 300 gingen diese Überlegungen von Renzo Rivolta und dem genialen Ex-Ferrari-Ingenieur Giotto Bizzarini vorweg. Kurzerhand bekam der heckgetriebene Iso Rivolta 300 den robusten wie anspruchslosen 5,4-l-V8 der Chevrolet Corvette mit den namensstiftenden 300 PS sowie 488 Nm Drehmoment unter die schmucke Haube. Das vollsynchronisierte Vierganggetrieb stammte von BorgWarner. Damit ging die Fuhre in 8,4 Sekunden auf 100 und erreichte 218 km/h Spitze. Der 40 PS stärkere Iso Rivolta IR 340 war noch eine halbe Sekunde bzw. zehn km/h schneller. Die elegante Karosserie mit Lederausstattung steuerte Bertone bei; der 4,76 m lange Gran Turismo bietet bei einem Radstand von 270 cm vier Personen prächtig, fünfen akzeptabel Platz.

Fahrwerk für den Motorsport

Der Iso Rivolta 300 hatte ein sportliches Fahrwerk mit vorderen Doppelquerlenkern mit Stabilisator und Schraubenfedern. Die hintere De-Dion-Achse mit Wattgestänge und Doppellängslenkern an Schraubenfedern trug ihren Teil zur guten Straßenlage ebenso bei wie der hohe Nachlaufwinkel der indirekten Lenkung, der für beeindruckenden Geradeauslauf auch jenseits Tempo 200 sorgte. Die Scheibenbremsen fand man bei Jaguar. Für den Motorsport wurde der Iso Rivolta 300 allerdings nicht als Iso Rivolta GT, sondern als Tourenwagen eingestuft, was seiner Beliebtheit – auch heute wird er noch im historischen Rennsport genutzt – keinerlei Abbruch tat.

Iso Grifo, Lele und Andreas Baader – Feinde des Iso 300

Der größte Widersacher des IR 300 kam aus dem selben Stall: Der mit Chevy Big Block bis zu 300 km/h rasante Iso Grifo sorgte einfach für mehr Aufsehen. Autodieb und Politiker ohne Mandat Andreas Baader stahl 1972 einen und wurde, als er Waffen einladen wollte, am Fahrzeug verhaftet. Vermutlich hatte er schlicht den Hofmeister-Knick am Iso 300-Fenster mit dem seiner geliebten BMW (damals tatsächlich als Baader-Meinhof-Wagen bespöttelt) verwechselt. Auch schob der neue Firmeneigner Piero Rivolta 1967 das Ablösemodell Iso Rivolta Lele, ein keilförmiges Coupe, nach. Das modische Fahrzeug sorgte 1968 schließlich für die Einstellung des IR 300.

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