Im Moskwitsch die Genossen verblasen

Der Moskwitsch 412 war bei seiner Präsentation im Jahr 1967 optisch und technisch voll auf Höhe der Zeit. Denn Moskwitsch hatte unter der Haube nicht gespart.

Damit unterschied sich der Moskwitsch deutlich von den typischen Autos, die privat in der DDR zu bekommen waren – Trabant und Barkas waren mit ihren Zweitaktern deutlich langsamer unterwegs, und auch die Skoda 1000 fielen gegenüber dem rasanten Moskwitsch 412 ab. Grund: Der Moskowiter hatte einen Fuffzehnhundert-Kubik-Reihenvierer. Aus Leichtmetall! Das allein war schon nicht schlecht, doch krönten satte 75 PS das Angebot, das preislich unter dem Wartburg angesiedelt war. Klar hatten die größeren Wolga noch mehr zu bieten, doch standen sie dem Genossen privat meist nicht zur Verfügung.

Moskwitsch 412 – Sportfahrers Traumwagen

Der Moskwitsch 412 war daher das Auto, von dem sportfreudige Bürger träumten – dazu gab es noch Heckantrieb und eine sportliche Knüppelschaltung, die die Krückstockschaltungen der Trabbi-fahrenden Kollegen der örtlichen Motorsport-Gruppe vollends antiquiert aussehen ließ. Die Überlegenheit nutzten auch Verbrecher: Kriminal-Autor Hans Girod weiß von einem Fall des Jahres 1967 zu berichten, in dem ein Kinderschänder mit seinem Moskwitsch eine ganze Reihe verfolgender Volkspolizisten ausbeschleunigen und sogar von der Straße drängen konnte. Der mehr oder minder scherzhaft gemeinte Spitzname „Rostqietsch“ traf also nur bedingt zu. Trotz materialverachtenden Fahrweise wurde der Übeltäter im Nachhinein gefasst und verurteilt.

Moskwitsch denkt an seine Kunden

Doch auch der weniger potent motorisierte Moskwitsch 408, der von 1964 bis 1969 gebaut wurde, erfreute sich großer Beliebtheit. Der großflächig verchromte Grill machte durchaus was her, ebenso die Flanke mit der geschmeidig abfallenden Gürtellinie. Schade, dass Moskwitsch auf eine horizontale Zierleiste verzichtete, die diesen Designkniff hätte betonen können. Im kleineren Moskwitsch tat ein 1,4 Liter großer Vierzylinder mit einer Leistung von 50 PS Dienst. Neben den ansehnlichen vertikalen Rückleuchten erfreute der Moskwitsch 408 seine Besitzer, sollten sie eine Panne erlitten haben, mit zwei im Motorraum angebrachten Scheinwerfern bei der Behebung des Schadens.

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